Multitaskingunfähigkeit und serielle Verarbeitung

Stell Dir vor Du hast 7 Fernseher, die alle an 1 Stromnetz angeschlossen sind. Sie können alle gleichzeitig verschiedene Filme zeigen, ohne Bild- oder Tonstörungen, aber mit verschiedenen Relevanz- und Prioritätsabstufungen, wenn erwünscht, weil es einen relativen Filter gibt, der genau dies für jeden einzelnen Fernseher regeln kann.
Stell Dir jetzt vor, Du hast 7 Fernseher, die alle an 1 Stromnetz angeschlossen sind, wo aber noch zusätzlich ein absoluter Filter (Schalter) zwischengeschaltet ist - mehr als 1 einziger Fernseher kann nicht gespeist werden.
Wird mehr als 1 Fernseher eingeschaltet, weil der Filter ausgesetzt wird, fliegt nach einer kurzen Zeit des Film-Chaos mit zufallsgesteuerten Bild- und Tonstörungen auf verschiedenen Bildschirmen die Sicherung raus, und alles wird schwarz.

Ein normales Gehirn funktioniert so, daß alle afferenten Nervenbahnen (Sinneskanäle) parallel (gleichzeitig) online sind - Exterozeption (Fernsinne: sehen, hören, Nahsinne: riechen, schmecken, tasten (taktil)), Interozeption (Hunger, Müdigkeit), Propriozeption (Eigenwahrnehmung --> die Lage im Raum und einzelner Körperteile zueinander), vestibuläres System (Gleichgewicht) sowie auch emotionale Eindrücke und Schmerzempfinden. Die Prioritätenliste kann man bewußt oder unbewußt steuern, und unliebsame Reize teilweise mehr oder weniger 'ausblenden'.

Mein 'anderes' Gehirn funktioniert so, daß alle afferenten Nervenbahnen seriell (nacheinander) online gehen. Zwischen den Zuleitungen der sensorischen Nervenbahnen und der Verarbeitung im Gehirn ist ein Schalter aktiv, der immer nur eine einzige Zuleitung freigibt.
Esse ich bewußt ein Eis (schmecken) - stolpere ich beim Laufen, höre ich bewußt Musik, tut mein Hirn nichts anderes, als Musik - also Akustik aufzunehmen. Es geht sogar soweit, daß bei taktilen Reizen beispielsweise (tasten, fühlen) wenn meine Hand auf meinem Knie liegt, ich entweder das Knie in der Hand fühlen (Hand ist taktil eingeschaltet), oder aber die Hand auf dem Knie fühlen (Knie ist taktil eingeschaltet) kann. Da sind die taktilen Zuleitungen aller Körperteile unterschiedliche Kanäle - und nur einer ist online. Es gibt nur eine Situation, daß der absolute Filter nicht funktioniert: im akuten Overload. Da ist der Filter durchschlagen, und alle Reize strömen gleichzeitig ins Gehirn, welches völlig überlastet reagiert, und früher oder später alle Systeme offline nimmt --> System Shutdown. Ist der Filter einmal durchschlagen, dann hilft auch das äußere verschließen der Sinneskanäle (was ohnehin nur bei den Fernsinnen möglich ist) nur noch sehr bedingt, denn:
Augenlider schließen reduziert nur äußere Lichtreize, verschließt aber nicht den Sehnerv, und unterdrückt somit nicht die visuelle Wahrnehmung. Helle Flecken, dunkle Flecken, Muster, Schraffuren und ähnliches sieht man mit geschlossenen Augen. Wer behauptet, geschlossene Lider verhindern das sehen, liegt extrem falsch. Ohren zuhalten oder verstopfen reduziert nur äußeren Lärm, verschließt aber nicht den Hörnerv, und unterdrückt somit nicht die akustische Wahrnehmung. Puls, Herzschlag, Atmung - all diese akustischen Reize dringen nach wie vor durch ins Gehirn, sogar in verstärkter Qualität.
Alle anderen Kanäle liefern immer noch mit unbarmherziger Gewalt sensorische und emotionale Reize, die sich auch noch gegenseitig aufschaukeln und verstärken, weil das Gehirn damit nichts mehr anzufangen weiß.

© Diana, März 2003

Ergänzung, 21. Mai 2003:
Eine inzwischen neuropsychologische Testung hat diese meine selbst gewonnenen Erkenntnisse über die serielle Verarbeitungsweise meines Gehirns anstelle einer parallelen Reizverarbeitung bestätigt.

Vermutlich geht auf das Konto der Multitaskingunfähigkeit auch das etwas merwürdige Phänomen der "Schreck-Stürze". Dies bedeutet, dass ich bei JEDEM Schreck, wodurch auch immer, den Muskeltonus in den Beinen verliere, die Knie wegknicken und ich meist etwas unsanft auf der Erde lande. Merwürdigerweise betrifft dieses Phänomen tatsächlich nur die Beinmuskulatur, weswegen mir noch niemals etwas aus der Hand gefallen ist dabei.

Juni 2004:
Seit einigen Wochen haben die Schreckstürze schlagartig aufgehört! Gott heilt! Praise the Lord!!

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