"Starren", "Abdriften", "Versinken", "Einfrieren"

Für dieses interessante Phänomen habe ich den Begriff "Drei-Phasen-Drift" erfunden, da der Zustand phasenweise ist, und auch in jeder Phase ein klein wenig anders beeinflussbar - wenn überhaupt.
In dieser Form passiert es nur, wenn ich nicht ganz alleine bin. Meistens serienweise.
Bin ich alleine, kann ich zwar auch in etwas "Versinken" aber das ist anders, und insgesamt auch angenehmer.

Phase 1:
Es beginnt damit, dass ich aus irgendeinem externen oder internen Grund ...

- externer Stimulus: vielleicht ein optisches oder akustisches "Muster", das meine Aufmerksamkeit "einfängt"
- interner Stimulus: Meine Gedanken fixieren sich auf irgendetwas "Fernes"
... anfange zu "starren", beziehungsweise hochkonzentriert scheinbar auf einen Punkt schaue, ohne diesen jedoch wirklich zu fixieren (Es sei denn, der externe Stimulus, mit dem der Drift beginnt, ist ein optisches Muster).
Dabei drifte ich dann ab.
In dieser ersten Phase kann man mich noch verbal auditiv (Namen rufen) oder visuell "zurückholen", da ich noch recht reaktiv bin, und es ist auch angeraten, dies zu tun, da der Drift ansonsten über kurz oder lang in die nächste Phase übergeht.
Von außen sieht es folgendermaßen aus: Diana sitzt/steht irgendwo, und hält ganz plötzlich inne in einer begonnenen Bewegung (oft), oder aber ist schon längere Zeit ohne Notwendigkeit eine Reaktion zu zeigen. Diana friert scheinbar ein.
Von innen läuft dies folgendermaßen ab: Ein Gedanke, ein Muster oder Ähnliches zieht fesselt meine Aufmerksamkeit und bündelt sie. Ich gebe dem nach, denn es lockt und ist zuerst angenehm, den jeweiligen internen oder externen Stimulus zu beobachten und zu "erforschen".
Phase 2:
Die Reaktivität auf Stimuli der beiden Fernsinne nimmt sprunghaft ab. Aber "nur" die Reaktivität!
Ich nehme es dennoch wahr, wenn mich jemand ruft, aber ich bin nicht mehr in der Lage, zu zeigen, dass ich es gehört habe, der "Einfrierungsprozess" hat schon eingesetzt.
Auf Stimulation der Nahsinne, insbesondere des Berührungsempfindens, kann ich noch reagieren. Warum dies so ist, dass zuerst die Reaktivität auf Stimuli der Fern- und erst viel später der Nahsinne abgeschaltet wird, habe ich bisher nicht herausfinden können, nur dass es so ist.
Von außen sieht es folgendermaßen aus:
Diana reagiert nicht auf Ansprache - hat sie nicht gehört? Will sie nicht hören? Ist sie stur?
Du gehst hin und stößt Diana an - Diana reagiert wieder, ist wieder "da".
Von innen fühlt es sich folgendermaßen an:
Jemand ruft. Ich höre meinen Namen.
Was jetzt? Muskeln gehorchen nicht.
Ich will reagieren - aber wie?
Hilf mir! Schubs mich!!
Dies ist der Moment, in dem ich wieder mal feststelle, dass ich gerade dabei bin, in einem inneren Gefängnis zu landen - und selber nichts dagegen tun kann.
Reagiere ich nicht auf Rufen, dann hilft also ein Anschubsen oder Anstoßen oft noch.
Verstreicht wiederum zuviel Zeit, dann geht der Drift über in seine finale Phase, die

Phase 3:
Die Reaktivität auf sämtliche Außenreize ist blockiert. Ich kann nicht heraus, und niemand kommt an mich dran.

Von außen sieht es folgendermaßen aus: Diana ist unbeweglich, starr, reglos starrend, mit leeren Augen, oft leicht zusammengekniffen, hat möglicherweise ein eingefrorenes Lächeln auf den Lippen.
Rufst Du Diana, tut sich nichts, keine Reaktion.
Stößt Du Diana an, tut sich nichts, sie reagiert nicht.
Von Innen fühlt es sich folgendermaßen an:
Ich stecke fest an einem Ort, der sich zuvor als verlockender Ort der Ruhe dargestellt hat, aber in Wirklichkeit das krasse Gegenteil davon darstellt.
Ein abgeschotettes inners Gefängnis, in dem ich ohne reagieren zu können allen Reizen wirklich hilflos ausgeliefert bin.
Ich versuche auszubrechen, aber es gelingt nicht.
Wenn ich einmal wirklich fortgezogen worden bin von diesem inneren Sog, dann kann ich mich meist irgendwann wieder bewegen, aber zeige dennoch keinerlei Reaktivität.
Ich bin wie in Trance.
Es ist aber schon vorgekommen, wenn es so weit gekommen war, dass ich es irgendwie unter Aufbietung aller Kraft und Bündelung meines gesamten Willens geschafft habe, jemandem, der dabei war, zu schreiben, dass ich gefangen bin und gerade nicht raus kann. Derjenige kann mir dann zwar auch nicht helfen, aber ich fühle mich dennoch nicht mehr ganz so alleine an diesem Ort - und: derjenige weiß, dass ich höre und verstehe, und nur nicht reagieren "kann".

Zur Unterscheidung: Der 3-Phasen-Drift kann einem akuten Overloadzustand zum Verwechseln ähnlich sehen, wenn man nicht mitbekommen hat, aus welcher Situation er stammt. Beim 3-Phasen-Drift fehlt allerdings die übergeordnete Panik und die schärfer als normal reagierendden Sinne.

© Diana, September 2003

Juni 2004:
Seit mehreren Wochen bin ich nicht mehr abgedriftet!! Halleluja!!!